Renault ZOE Elektroauto Testfahrt

Elektrisierende Testfahrt: 48 Stunden mit Renault ZOE

Ich schnalle mich an und drücke auf den Start-Knopf, in der Instrumententafel leuchtet, begleitet von einem freundlichen Ton, die Anzeige „Ready“ auf. Mit der vollgeladenen Batterie sagt die Reichweitenanzeige knapp über 200 Kilometer voraus. Ich lege den Wahlhebel auf D und trete voller Vorfreude auf das Gaspedal – die 48-stündige Probefahrt mit dem Renault ZOE kann beginnen.

- Anzeige -

Renault ZOE Testfahrt

Natürlich bin ich auch auf die Fahrleistungen und -eigenschaften des batteriebetriebenen Elektroautos, mit dem schönklingenden Namen gespannt. Wie und wie weit lässt sich der Renault ZOE fahren? In erster Linie aber möchte ich erfahren, wie sich der Wagen im Alltagsgebrauch schlägt. Hätte die Französin gar das Potenzial meinen Kompaktklasse-Benziner vollständig abzulösen?

Emissionslos und flott unterwegs

Trotz der scheinbar geringen Nominalleistung von 58 PS (43 kW) beschleunigt der Renault ZOE sanft und entschlossen, was nicht zuletzt dem drehmomentstarken Elektromotor zu verdanken ist. Der Wagen wirkt sehr agil. Es ist zudem angenehm, dass es zu keinen Leistungseinbrüchen bedingt durch die Gangwechsel kommt, da das Getriebe nur einen Gang besitzt. Die Fahrleistungen sind vollkommen ausreichend und für einen Kleinwagen angemessen.

Ich nehme mir nicht vor, bei der Probefahrt des Renault ZOE besonders energieeffizient zu fahren. Ich möchte so fahren, wie ich es auch mit meinem Verbrenner gewohnt bin und tun würde, um mögliche Unterschiede zu spüren. Zunächst einmal ist außer dem Fahrtwind und einem kaum wahrnehmbaren Surren bei niedriger Geschwindigkeit nichts zu hören, ich vermisse das Brummen eines Verbrennungsmotors von Anfang an nicht. Auf der Landstraße muss ich aber zunächst mal auf den ECO-Modus verzichten, um auf die 100 Kilometer pro Stunde zu kommen.

Renault ZOE Elektroauto Testfahrt
Renault ZOE: Über Geschmack lässt es sich streiten, die Französin macht aber eine gute Figur

Über das gut dosierbare Gaspedal lässt sich die Geschwindigkeit sauber regeln. Nimmt man den Fuß vom Pedal, wird durch die Rekuperation die Bremsenergie wieder in elektrische Energie umgewandelt und in die Batterie zurückgespeist. Die Motorbremse wirkt ausgeglichen, hier haben die französischen Ingenieure einen guten Spagat zwischen Bremswirkung und Ausrollverhalten geschaffen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Grad der Energierückgewinnung und somit der Verzögerung einstellbar wäre, um beispielweise längeres Segeln in der Ebene oder stärkeres Bremsen bei Bergabfahrten zu ermöglichen.

Die Federung ist komfortabel abgestimmt und schluckt die Bodenwellen zufriedenstellend. In den Kurven zeigt sich das Fahrwerk aber dennoch ausreichend straff, was den Renault ZOE trotz des relativ hohen Leergewichts von 1,5 Tonnen dynamisch wirken lässt. Der Dynamik kommt auch sicherlich der tiefe Schwerpunkt, durch die im Boden verbaute schwere Batterie, zugute. Die Lenkung ist direkt, ihre Leichtgängigkeit ist wohl eher hauptsächlich für die Stadt ausgelegt – dem Hauptrevier eines Elektroautos.

Auf der Landstraße lässt sich der Renault ZOE flott bewegen, gleichwohl die Reichweite merklich bei Geschwindigkeiten zwischen 70 und 100 Kilometer pro Stunde schwindet. Angekommen in der Stadt kann das Elektroauto seine Trümpfe voll ausspielen. Es macht Spaß mit der ZOE von Ampel zu Ampel geräusch- und emissionslos zu fahren, sowie durch die engen Gassen und Straßen zu kurven – das ist genau das richtige Einsatzgebiet für den alternativen Antrieb.

Der große Vorteil in der Stadt ist natürlich, dass der elektrische Antrieb im Stand keine Energie verbraucht, nur Nebenaggregate wie Klimaanlage und Navigationssystem arbeiten weiter. Die Kraftentfaltung des Elektromotors bis 50 km/h ist hier auch im ECO-Modus mehr als ausreichend. Manch so ein Verkehrsteilnehmer ist überrascht, wie der Renault ZOE an der Kreuzung vom Fleck wegziehen kann.

Renault ZOE Elektroauto Testfahrt
Renault ZOE: Die Benutzung der Ladesäule ist unkompliziert und gibt keine Rätsel auf

Auch wenn die Reichweitenanzeige noch mehr als genügend Kilometer anzeigt, bietet sich der Besuch in der Stadt an um eine der im Umkreis zahlreichen Ladesäulen von EnBW auszuprobieren. Dank der mobilen App ist eine Stromtankstelle in der Nähe schnell ausgemacht, die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit überprüft. Erfreulicherweise ist die Bedienung der Ladesäule denkbar einfach – mit der Ladekarte die Buchse freigeben, das Kabel mit Typ 2 Stecker einstecken, der Ladevorgang beginnt. Sehr praktisch ist, dass der Bordcomputer die voraussichtliche Ladedauer anzeigt.

Geräumig und praktisch

Dank der großen Türausschnitte und der hohen Sitzposition gestaltet sich das Ein- und Aussteigen sehr einfach. So sollten auch das Einbringen von Kindersitzen und das Hineinsetzen von Kindern nicht schwer fallen. Die Sitze sind straff gepolstert, fühlen sich zugleich auch für längere Fahrten angemessen komfortabel an. ISOFIX Kindersitzvorrüstung findet man im Renault ZOE serienmäßig vorne und hinten. Der Beifahrerairbag ist zudem abschaltbar, wenn die Kleinen im Kindersitz vorne Platz nehmen möchten.

Die Rundumsicht im Renault ZOE ist ausreichend. Aufgrund der breiten C-Säule und des nicht allzu großen Rückfensters ist die Sicht nach hinten eingeschränkt, besonders wenn zudem noch die Kopfstützen der Rückbank aufgestellt sind. Möchte man rückwärts einparken, muss also die Einparkhilfe (in der günstigsten Ausstattungsvariante gegen Aufpreis erhältlich) unterstützen. Obwohl auch die Front etwas schwer einsehbar ist, gewöhnt man sich schnell an die recht kompakten Außenmaße des Elektroautos. Das Rangieren und Parken fällt nach kürzester Zeit nicht schwer.

Das Raumgefühl in der vorderen Sitzreihe ist sehr großzügig, unter anderem bedingt durch die große, schräge und weit vorn liegende Windschutzscheibe. Auf dem Fahrer- und Beifahrersitz finden auch groß gewachsene Personen ausreichend Platz. Hinten geht es etwas beengter zu, aufgrund des hohen Unterbodens bleibt für Menschen mit mehr als 1,80 Meter Körpergröße doch etwas wenig Kopffreiheit. In der Breite bietet die Rücksitzbank des Kleinwagens zwei Erwachsenen aber auch auf längeren Fahrten genug Raum.

Renault ZOE Elektroauto Testfahrt
Renault ZOE: Das Elektroauto bietet einen ausreichend großen Kofferraum und erlaubt 400 kg Zuladung

Der Kofferraum des batteriebetriebenen Elektroautos ist überraschend groß. Auf der Grundfläche kann man problemlos zehn Sechserpackungen Getränkeflaschen je 1,5 Liter unterbringen. Nutzt man den Raum bis zur Hutablage aus, passen noch mehrere weitere Pakete hinein.

Die Rückbank ist einteilig umklappbar, bedingt durch die Position der Batterie unter der hinteren Sitzreihe entsteht dabei aber eine unpraktisch hohe Stufe. Die Zuladung von 400 Kilogramm ist für einen Kleinwagen und gar einen von Grund auf schwereren Elektrowagen sehr gut. Einem großen Wocheneinkauf oder einem Familienausflug mit ausreichend Gepäck steht also nichts im Weg.

Hochwertig und leicht zu bedienen

Die Verarbeitungs- und Materialqualität im Innenraum des Renault ZOE macht einen hochwertigen Eindruck. Das mit griffigen Leder bezogene Lenkrad besitzt eine sehr gute Haptik. Ansonsten sind auch die anderen Materialien im Inneren des Elektroautos wohl gewählt. Die Kunststoffe wirken an keiner Stelle billig. Auf den staub- und fingerabdruckempfindlichen Klavierlack wurde weitestgehend verzichtet, lediglich rund um den Monitor in der Mittelkonsole ist welches zu finden.

Die Bedienelemente in der ZOE geben keine Rätsel auf, sie sind logisch untergebracht und leicht erreichbar, so lässt sich der Elektrowagen komfortabel bedienen. Die digitale Instrumententafel ist gut ablesbar und bietet verschiedene, einstellbare Designs mit wechselnden Klängen, beispielweise für den Blinker und die Einparkhilfe. Der Touchscreen in der Mittelkonsole reagiert gut auf Eingabebefehle, der darüber zu bedienende Bordcomputer erfordert aber etwas Einarbeitungszeit.

Fazit: Überraschend gut, überraschend alltagstauglich

Nach den etwas mehr als 100 gefahrenen Kilometern fällt mein Fazit zum Renault ZOE durchweg positiv aus. Die Verarbeitungsqualität, das Raumangebot und die Größe des Kofferraums empfinde ich für einen Kleinwagen als sehr gut. Im Alltagsgebrauch, ob bei der Fahrt zur Arbeit, zum Einkaufen in der Stadt oder auf einen Wochenendausflug, zeigt der Wagen keine Schwächen.

Zugegebenermaßen ist die ländliche Gegend nicht das favorisierte Einsatzgebiet für ein Elektroauto, bei ZOE trotzdem mit keinen Einschränkungen verbunden. Das klar bevorzugte Revier ist der Stadtverkehr, mit vielen Stopps und niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeit.

Die Rückmeldungen des Bordcomputers über den Energieverbrauch, die restliche Reichweite und über die durch die Rekuperation zurückgewonnene Energie motivieren mich als Fahrer schon nach kurzer Zeit zu einer energieeffizienteren sowie vorausschauenderen Fahrweise.

Das führt nicht zuletzt zu einer angenehmen Entschleunigung und stressfreieren Fortbewegung. Nach jeder Fahrt gibt Renault ZOE über einen Tour-Report Auskunft über die verbrauchte und gesparte Energie. Am Ende der Probefahrt erreiche ich 85 von 100 Punkten – mein Ehrgeiz ist geweckt, beim nächsten Mal schaffe ich sicherlich mehr! Und ja, die Französin hat das Potenzial.

- Anzeige -

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert