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Elektro- und Hybridautos im Stadtverkehr: Lohnt sich das?

Die Elektromobilität kommt endlich in Fahrt. PayPal-Gründer Elon Musk hat die verschlafene Automobilindustrie mit der Gründung der Automarke Tesla gehörig unter Druck gesetzt. Gerade baut er zusammen mit Panasonic eine gigantische Fabrik für Lithium-Ionen-Akkus, die das Speichern von Energie billiger machen soll. In Deutschland hat vor allem BMW mit seiner BMWi-Reihe eine gute Ausgangsposition. Lohnt sich das Elektroauto im Stadtverkehr? Und was ist mit Hybridfahrzeugen?

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Elektro- und Hybridautos in Stichpunkten:

  • Trend zur Elektromobilität
  • Vor allem im Stadtverkehr attraktiv
  • Nach wie vor hohe Investitionskosten
  • Zahlreiche Vorteile im Betrieb
  • Nicht für jeden die beste Wahl

Es werden mehr!

Die Zahl der Elektroautos in Deutschland steigt langsam an. Bis die ehrgeizigen Zielvorgaben der Politik erreicht werden, ist es aber noch ein weiter Weg. Aktuell sind gerade einmal 0,04 Prozent der Autos in Deutschland Elektrofahrzeuge. Allerdings berücksichtigen die Zahlen alle Pkw, also nicht nur Neuzulassungen. Dort liegt der Anteil etwas höher, aber immer noch sehr niedrig.

Bisher sind es vor allem gewerbliche Anbieter, die E-Autos zulassen, allen voran die Hersteller selbst. BMW betreibt beispielsweise in neun europäischen Städten, darunter fünf deutschen, ein Car-Sharing-Netz unter dem Namen DriveNow. Dort kommt auch der elektrische BMW i3 zum Einsatz.

Etwas verbreiteter sind Hybridfahrzeuge und Plug-In-Hybridautos, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor besitzen. Sie schaffen deutlich längere Strecken, verbrauchen dann aber auch Benzin. Außerdem sind sie schwerer und teurer. Auch diese Autos kommen nur auf einen Anteil von 0,25 Prozent an allen Pkw in Deutschland.

Die Nachteile von Elektroautos

Bisher sind es vor allem fünf Gründe, die gegen E-Autos sprechen:

  • Der hohe Anschaffungspreis,
  • die geringe Reichweite,
  • die unzureichende Zahl an Ladestationen,
  • die Ladedauer und
  • der Mangel an sauber erzeugtem Strom.

Nach wie vor sind Elektroautos deutlich teurer in der Anschaffung als ihre Geschwister mit Diesel- oder Benzinmotor. Hinzu kommt, dass die Reichweite meist sehr begrenzt ist. Mit einer „Tankfüllung“ von Hamburg nach Kempten im Allgäu, das geht mit einem Elektroauto nicht. Die Oberklassefahrzeuge von Tesla schaffen es bis Würzburg, die meisten Fahrzeuge haben aber nur eine Reichweite von 150 bis 200 Kilometer, so auch der BMW i3. Das reicht gerade mal für eine Fahrt bis Hannover.

Das ist auch deshalb problematisch, weil es bisher viel zu wenige Ladestationen gibt, an denen man das Fahrzeug schnell wieder aufladen kann. Außerdem dauert das eine ganze Weile, ein Akku ist nicht so schnell gefüllt wie ein Benzintank. Immerhin ist an einigen Stromtankstellen das Aufladen kostenlos möglich.

Hinzu kommt noch, dass die Fahrzeuge nur dann wirklich umweltfreundlich sind, wenn sie mit ökologisch erzeugtem Strom betrieben werden. Und wenn dessen Verbrauch nicht dazu führt, dass an anderer Stelle wieder mehr Kohle- oder Atomstrom zum Einsatz kommt.

Die Vorteile von Elektroautos

Diesen Nachteilen stehen aber auch mehrere Vorteile gegenüber. Das sind vor allem:

  • Vermeidung von CO2,
  • Reduktion der Feinstaub- und Lärmbelastung,
  • niedrigere Wartungskosten,
  • Steuervorteile und günstige Versicherungen,
  • schnelle Beschleunigung und agiles Fahrverhalten,
  • Sonderrechte, vor allem in Innenstädten.

Umweltschutz: eine Bilanz

Langfristig ist das Elektroauto aus Sicht der meisten Experten ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Treibhauseffekt. Denn die Mehrheit der Menschen wird sich nicht dazu bewegen lassen, ausschließlich mit dem Fahrrad oder dem Zug zu fahren. Eher werden weltweit immer mehr Menschen selbst ein Auto besitzen.

Wer seinen Akku mit dem gängigen Strommix aus der Steckdose betankt, spart bisher aber kein CO2 ein. Denn ein großer Teil der Energie kommt aus Kohlekraftwerken, außerdem sind Elektroautos wegen der Batterien besonders schwer, was den Energieverbrauch erhöht.

Allerdings sind sich die meisten Experten einige, dass eine völlige Umstellung auf erneuerbare Energien möglich ist. Bis dahin sollten Autofahrer darauf achten, dass sie Ökostrom verwenden und dass der Hersteller nicht einfach Strom aus bestehenden Anlagen einkauft, sondern neue Quellen erschließt. Sonst führt der Ökostromverbrauch nur dazu, dass Strom aus österreichischen Wasserkraftwerken nach Deutschland verkauft wird, während die Versorger im Nachbarland im Gegenzug deutschen Kohlestrom einkaufen.

Am besten ist es natürlich, wenn man das Fahrzeug mit dem Strom aus Solarzellen vom eigenen Dacht betankt. Dafür braucht man weder große Stromtrassen noch müssen Felder mit Solarmodulen zugestellt werden.

Außerdem sorgt natürlich jedes verkaufte E-Auto dafür, dass sich diese Technik schneller verbreitet. Wer jetzt ein Elektrofahrzeug kauft kann damit dazu beitragen, dass die Elektromobilität ausreichend weit verbreitet ist, wenn mittelfristig genug Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht.

Hinzu kommt, dass die Feinstaub- und Lärmbelastung geringer ist. Wer ein Elektroauto mit regulärem Strom aus der Steckdose auflädt, der reduziert zwar nicht unbedingt den weltweiten CO2-Ausstoß. Er mindert aber die Feinstaubbelastung in den Innenstädten, die mittlerweile auch in europäischen Städten zum Problem werden kann.

Weitere Vorteile von Elektroautos

Diesen Vorteil spielt ein Elektroauto natürlich vor allem in der Stadt aus. Auch die geringere Lärmbelastung ist hier besonders von Vorteil. Denn vor allem beim Anfahren sind Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren deutlich hörbar. In Großstädten ist die Lärmbelastung durch den Autoverkehr mittlerweile ein nicht zu verachtendes Gesundheitsrisiko.

In Städten gibt es außerdem noch weitere Vorteile. Elektroautos fahren nämlich besonders schnell an. Ihre Höchstgeschwindigkeit ist zwar oft niedriger, als die der Autos mit Verbrennungsmotor, sie beschleunigen aber schneller. Auch die Deutsche Post setzt deshalb auf Elektroautos. Denn die Paketzusteller müssen in den Städten oft anhalten und wieder anfahren. Bis in die 1930er Jahre waren deshalb viele E-Fahrzeuge im Einsatz. Eine Tradition, die jetzt wieder belebt werden soll. Mit dem StreetScooter hat das Unternehmen ein eigenes Elektroauto für den Zustellbetrieb entwickelt.

Außerdem können viele Fahrzeuge beim Bremsen einen Teil der Energie wieder zurückgewinnen. Ähnlich wie moderne Eisenbahnen erzeugen die Fahrzeuge dann beim Bremsen Strom.

Und nicht zuletzt dürfen Elektroautos teilweise kostenlos parken. Manchmal lassen sie sich auf diesen Parkplätzen auch kostenlos aufladen. Eine Feinstaubplakette braucht man allerdings trotzdem, auf die Umweltplakette kann also auch bei E-Autos nicht verzichtet werden.

Auch bei den Versicherungen gibt es teilweise Sonderkonditionen für Elektrofahrzeuge. Und bei den Steuern gelten für diese Autos ebenfalls besonders günstige Bedingungen. Fünf Jahre lang fallen gar keine Kfz-Steuern an, dann dauerhaft nur noch der halbe Satz.

Außerdem sind die Elektromotoren und die restliche Technik weniger störungsanfällig, Elektroautos sind somit stabiler und weniger pannenanfällig. Das verlängert die Lebenszeit und erhöht den Wiederverkaufswert. Den höheren Verkaufspreis wird man damit allerdings nicht ausgleichen können.

Und bei Hybridfahrzeugen?

Die Vor- und Nachteile gelten so ähnlich auch für Hybridfahrzeuge, die sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor besitzen, beispielsweise Opel Ampera oder Toyota Prius. Sie haben im Vergleich zu E-Autos aber längere Reichweiten, weil sie auch einen Verbrennungsmotor besitzen. Diese Doppelstrategie sorgt jedoch nicht nur für höhere Kosten, sondern steigert auch das Gewicht.

Im Überlandverkehr, wo der Elektromotor nicht oft zum Einsatz kommt, benötigen die Hybridautos deshalb oft mehr Kraftstoff als reguläre Fahrzeuge. Im Stadtverkehr können sie aber damit punkten, dass sie die Bremsenergie wieder zurückgewinnen. Auch sie lohnen sich deshalb vor allem für den Einsatz in städtischen und vorstädtischen Gebieten.

Fazit: Für wen lohnt sich eine Elektro- oder Hybridfahrzeug?

Finanziell lohnt sich ein Elektroauto im Moment nicht. Zumindest nicht direkt. Unternehmer können davon profitieren, dass Elektrofahrzeuge eine hervorragende Werbefläche sind. Im Lieferverkehr sind sie wegen der schnellen Beschleunigung außerdem oft effizienter als Verbrenner. Privatleute müssen dagegen etwas Idealismus mitbringen. Den vollen ökologischen Vorteil spielen Elektroautos aber nur aus, wenn sie mit sauberem Strom aus zusätzlich erschlossenen Energiequellen betrieben werden.

Außerdem müssen natürlich auch Elektro- oder Hybridfahrzeuge sparsam sein, damit sie einen ökologischen Vorteil haben. Ein schwerer Hybrid-SUV kann auch in der Stadt nicht mit einem sparsamen Benziner oder Diesel konkurrieren. Doch insgesamt sind diese Fahrzeuge vor allem im städtischen Bereich interessant, wenn sie dort nicht mehr als 150 Kilometer am Stück fahren und anschließend wieder genügend Zeit zum Aufladen haben.

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